Aktuelles & Multimedia

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Hier finden Sie Podcasts und künftig auch Videos mit Experten der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Darin geht es u.a. um die Vermeidung von Fußproblemen bei Diabetes, die richtige Strategie bei akuten Komplikationen und darum, wie Amputationen vermieden werden können. Auch alles Wichtige rund um das Zweitmeinungsverfahren wird hier beleuchtet. Außerdem erscheinen an dieser Stelle aktuelle Nachrichten rund um das diabetische Fußsyndrom und seine Behandlungsmöglichkeiten.

Hören und schauen Sie rein!

News

DGG-Gefäßtag am 16. November 2024: Diabetischer Fuß – frühzeitig erkennen, kompetent behandeln, Amputationen verhindern

 

13.11.2024 | In Deutschland verlieren noch immer zu viele Menschen Zehen, den Fuß oder gar das Bein, weil eine Gefäßerkrankung nicht rechtzeitig und adäquat behandelt wird. Besonders häufig aber werden Amputationen bei Menschen mit Diabetes erforderlich. Um Betroffene auf diese oft unterschätzte Gefahr hinzuweisen und zu einer besseren Prävention beizutragen, widmet die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) ihren diesjährigen Gefäßtag dem Diabetischen Fußsyndrom.

Rund jeder neunte Mensch in Deutschland ist von einer Zuckerkrankheit betroffen, weist also – oft ohne es zu wissen – regelmäßig zu hohe Blutzuckerwerte auf. Dadurch kann es zu einer schleichenden Schädigung der Blutgefäße und Nerven im Körper kommen. „Diese Schäden bringen besonders die Füße in Gefahr“, erklärt Dr. med. Hartmut Görtz, Vorstandsmitglied der DGG. Reize wie Druck, Schmerz, Hitze oder Kälte werden aufgrund der Nervenschäden, der so genannten Polyneuropathie, nur noch eingeschränkt wahrgenommen. Kleinere Verletzungen bleiben so leicht unerkannt. 

Keime dringen über rissige Haut ein

Zu allem Übel lässt die Polyneuropathie zugleich das Risiko für Wunden ansteigen. „Bei vielen Betroffenen verändern sich mit der Zeit die Form und die Stellung der Füße, es kommt leichter zu Druckstellen und Schwielen. Auch wird die Haut schnell trocken und rissig“, sagt Görtz. So entstehen Eintrittspforten für Keime. Aufgrund der Diabetes-bedingten Gefäßschäden ist zudem die Durchblutung der Füße schlechter, und einmal entstandene Wunden heilen nur schwer ab. Dringen Keime in tiefe Gewebeschichten vor und gerät die Infektion außer Kontrolle, muss im schlimmsten Fall der betroffene Teil des Fußes oder des Beines amputiert werden.

Füße täglich von allen Seiten in Augenschein nehmen

Doch so weit muss es nicht kommen. „Mit einer guten Vorsorge und einer frühzeitigen Therapie ließe sich der Gliedmaßenverlust in vielen Fällen verhindern“, betont DGG-Experte Görtz. Oberstes Gebot für alle Menschen mit Diabetes ist es, die Füße täglich von allen Seiten in Augenschein zu nehmen und bei Wunden oder anderen Veränderungen schnell zu reagieren. Auch der betreuende Hausarzt oder die Diabetologin untersuchen die Füße regelmäßig und prüfen die Funktion der Nerven und Gefäße. Werden dann Krankheiten festgestellt, sollten Patientinnen und Patienten von der Gelegenheit Gebrauch machen, zu Lasten der Krankenkassen alle vier bis sechs Wochen eine podologische Praxis aufzusuchen, um eine speziell auf die Bedürfnisse von Diabeteserkrankten abgestimmte Fußpflege vornehmen zu lassen. Zur Vorbeugung gehört es auch, mögliche Fehlstellungen durch die Anpassung von Spezialschuhen und/oder Einlagen auszugleichen. 

Wunden in spezialisierten Zentren behandeln lassen

Sind bereits Wunden entstanden, sollte die weitere Behandlung in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Dort arbeiten Expertinnen und Experten aus verschiedenen medizinischen und medizinnahen Bereichen eng zusammen, um die Krankheitsfolgen zu minimieren. „Die Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie nimmt neben der Diabetologie hierbei eine wichtige Rolle ein“, sagt Professor Dr. med. Jörg Heckenkamp, Präsident der DGG. Spezialisten und Spezialistinnen aus diesem Fachbereich können die Blutversorgung im betroffenen Fuß wieder verbessern, indem sie verengte Gefäße per Katheter aufdehnen oder durch das Anlegen eines Bypasses umgehen.

Jede dritte Amputation ist vermeidbar

Der Erfolg einer frühzeitigen interdisziplinären Behandlung in spezialisierten Zentren ist enorm. „Eine solche Behandlung senkt das Risiko für Amputationen insgesamt um 29 Prozent, die Notwendigkeit für hohe Amputationen sogar um 48 Prozent und damit um fast die Hälfte“, so Görtz. Dank der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten ist die Zahl der Amputationen daher rückläufig. Dennoch wurden im Jahr 2022 in Deutschland noch über 30.000 Amputationen bei Männern vorgenommen, rund 5.700 davon hohe Amputationen, bei denen nicht nur der Fuß betroffen war. Bei Frauen lagen die Zahlen mit insgesamt 8.670 Amputationen – davon knapp 2.100 hohe Amputationen – deutlich niedriger. 

Veränderungen am Fuß ernst nehmen!

Diese Zahlen ließen sich noch weiter senken, wenn tatsächlich alle Betroffenen leitliniengerecht in speziellen Zentren behandelt würden, ist Görtz überzeugt. Seine Botschaft an Betroffene lautet daher: „Nehmen Sie jede Veränderung am Fuß ernst und begeben Sie sich in die Behandlung eines spezialisierten Teams!“

Eine Liste der am Gefäßtag teilnehmenden Kliniken ist auf der Website der DGG abrufbar .

Quelle: Pressemitteilung der Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) 

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Ein in „Management & Krankenhaus“ publizierter Beitrag geht auf die rechtliche Lage für koordinierende Ärzt*innen ein

 

05.09.2024 | Fehlende Überweisungen in spezialisierte Fußambulanzen können bei Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom schwerwiegende Folgen wie Amputationen haben. Ärzte tragen dabei eine hohe Verantwortung.

Ein im Fachmagazin Management & Krankenhaus veröffentlichter Beitrag beleuchtet die Bedeutung der rechtzeitigen Überweisung von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom (DFS) in spezialisierte Fußambulanzen. Die beiden Autoren, Prof. Dr. jur. Volker Großkopf (Katholische Hochschule NRW) und Dipl.-Jur. Michael Schanz (Rechtsdepesche) betonen, dass der behandelnde Arzt die Verantwortung trägt, Wundinfektionen zu verhindern und schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen zu vermeiden. Ulzera, die nicht rechtzeitig behandelt werden, können zu irreversiblen Schäden führen, die das Leben der Patienten erheblich beeinträchtigen.

Spezialisierte Versorgung ist entscheidend

 Die internationale Leitlinie für das Management von DFS fordert eine dauerhaft spezialisierte und ganzheitliche Betreuung. Patienten mit DFS benötigen nicht nur akute Behandlung, sondern eine langfristige, multidisziplinäre Betreuung, da die Erkrankung als komplexe Multiorganerkrankung gilt. Es wird daher dringend empfohlen, betroffene Patienten in spezialisierte Fußambulanzen zu überweisen, da diese über die nötige Expertise und Ressourcen verfügen, um eine sachgerechte Versorgung sicherzustellen.

Rechtliche Vorgaben im Disease Management Programm

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat klare Vorgaben im Disease Management Programm (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 formuliert: Eine Überweisung in eine Fußambulanz ist bei bestimmten Stadien des DFS zwingend erforderlich, beispielsweise bei tiefen Ulzera oder dem Verdacht auf einen Charcot-Fuß. Diese Regelung basiert auf aktuellen medizinischen Leitlinien, die die bestmögliche Versorgung der Patienten sicherstellen sollen.

Fallbeispiele zeigen die Folgen von Behandlungsfehlern

Im Beitrag werden zwei Fallbeispiele dargestellt, die verdeutlichen, wie fehlende Überweisungen fatale Folgen haben können. In einem Fall führte die unzureichende Behandlung eines Charcot-Fußes zu einer dauerhaften Gehbehinderung. In einem weiteren Beispiel endete ein unbehandeltes, infiziertes Fußulkus mit einer Unterschenkelamputation. Beide Fälle zeigen, dass die Nichteinhaltung von Überweisungsrichtlinien schwerwiegende gesundheitliche Schäden verursacht.

Rechtliche Implikationen für den Arzt

Behandelnde Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, nach dem anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft zu handeln. Unterbleibt eine Überweisung und entsteht dadurch ein Schaden, kann dies zu zivilrechtlichen Haftungsansprüchen führen. Ärzte müssen daher sicherstellen, dass sie bei der Betreuung von DFS-Patienten frühzeitig spezialisierte Einrichtungen einbeziehen, um Amputationen und andere schwerwiegende Folgen zu verhindern, so die Autoren.

Fazit

Der Artikel unterstreicht die dringende Notwendigkeit, dass Ärzte bei der Behandlung von DFS-Patienten den aktuellen medizinischen Leitlinien folgen und rechtzeitig Überweisungen in spezialisierte Fußambulanzen veranlassen. Dies ist entscheidend, um das Risiko schwerer Komplikationen zu minimieren und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten.

Quelle: „Keine Überweisung in die Fußambulanz – ein Behandlungsfehler?“ , erschienen in Management & Krankenhaus (Ausgabe 5/2024, S. 13)

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Positionspapier der DDG-AG Diabetischer Fuß zur stationären Diabetologie und DFS-Versorgung in Deutschland


20.08.2024 |  Die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß (AG Diabetischer Fuß) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sieht die Versorgung von Patient:innen mit Diabetischem Fußsyndrom (DFS) in Deutschland in Gefahr und schlägt in einem Positionspapier Alarm: Die geplanten Veränderungen im Rahmen des Krankenhaus­versorgungs­verbesserungs­gesetzes (KHVVG) könnten die Erfolge der letzten Jahrzehnte zunichtemachen und die Zahl der Amputationen wieder ansteigen lassen, befürchtet die AG Diabetischer Fuß.

Seit über 20 Jahren setzt sich die AG Diabetischer Fuß für eine spezialisierte und qualifizierte Versorgung von Menschen mit DFS ein. Durch die Zertifizierung von Fußbehandlungszentren in ganz Deutschland konnte die Amputationsrate bei diesen Patient:innen deutlich gesenkt werden – in einigen Fällen um bis zu 48 Prozent. Diese Erfolge sind jedoch durch die strukturellen Reformen des KHVVG gefährdet.

Ein zentrales Problem sieht die AG Diabetischer Fuß in der geplanten Neustrukturierung der Leistungsgruppen. Die neue Gesetzgebung berücksichtigt bei der Einteilung der Leistungsgruppen zu wenig die Expertise und Qualifikation von Fachärzt:innen mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie. Gerade diese Fachärzt:innen sind jedoch essentiell für die Behandlung von Menschen mit Diabetes und DFS. In Deutschland gibt es nicht genügend Endokrinolog:innen und Diabetolog:innen, um die Versorgung dieser Patient:innen sicherzustellen. Daher fordert die AG Diabetischer Fuß, dass auch Fachärzt:innen für Innere Medizin und Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie in die Leistungsgruppen aufgenommen werden.

Besonders problematisch sei, dass die Anerkennung der Zusatzqualifikation Diabetologie in Deutschland uneinheitlich ist. Während einige Landesärztekammern die Qualifikation anerkennen, tun dies andere nicht. Dies führe zu erheblichen Unsicherheiten in der Versorgung. Die AG Diabetischer Fuß fordert daher eine bundesweite Übergangsregelung zur Anerkennung dieser Fachärzt:innen.

Auch das am 19. Oktober 2023 verabschiedete Krankenhaustransparenzgesetz wird kritisch gesehen. Ziel des Gesetzes ist es, die Qualität der stationären Versorgung zu verbessern, indem Krankenhäuser in verschiedene Versorgungsstufen eingeteilt werden. Doch die AG Diabetischer Fuß warnt, dass eine rein auf Facharztstatus basierende Einteilung nicht ausreicht, um die komplexe und spezialisierte Behandlung von DFS-Patient:innen sicherzustellen. Stattdessen müsse die Qualität der Versorgung durch spezialisierte, interdisziplinäre Teams in zertifizierten Zentren im Fokus stehen.

Die Forderungen der AG Diabetischer Fuß sind klar: Die Reformen dürfen nicht zu einer Verschlechterung der Versorgung führen. Es müsse sichergestellt werden, dass die Expertise spezialisierter Behandlungszentren weiterhin anerkannt und gefördert wird. Dies bedeutet konkret, dass die Vergütung sich nicht nur an den Facharztstatus orientieren darf, sondern auch die strukturierten, interdisziplinären Behandlungsprozesse berücksichtigen muss, die in den zertifizierten Zentren etabliert sind, fordert die AG Diabetischer Fuß.

Einen möglichen Lösungsweg sieht sie in der Verankerung dieser spezialisierten Zentren im Disease-Management-Programm (DMP) für Diabetes. Bereits jetzt sind im Zweitmeinungsverfahren vor Amputationen die zertifizierten Fußbehandlungszentren der DDG als Kompetenzzentren festgelegt. Diese Vorgaben müssen jedoch auch in der Praxis umgesetzt und in den neuen Strukturen des Gesundheitswesens berücksichtigt werden.

Die AG Diabetischer Fuß fordert deshalb eine stärkere Berücksichtigung der Komplexität der DFS-Versorgung in den neuen Gesetzgebungen und eine bundesweite Anerkennung der Zusatzqualifikation Diabetologie. Nur so könne sichergestellt werden, dass die erfolgreichen Maßnahmen zur Vermeidung von Amputationen nicht durch neue bürokratische Hürden und unzureichende Strukturen untergraben werden.

Quelle: Positionspapier des Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der DDG

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Dr. Michael Eckhard über neue Chancen, aber auch drohende Gefahren in der Fußversorgung


30.04.2024  |  Eine aktualisierte Fort- und Weiterbildung, eine neue Zertifizierung und ein Jubiläum. Dr. Michael Eckhard, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Diabetischer Fuß“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), schildert im Interview die Chancen und Herausforderungen bei der Versorgung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS).

Herr Dr. Eckard, welche Versorgungsfragen waren für Sie bei der Jahrestagung 2024 ihrer Arbeitsgemeinschaft besonders wichtig?

Dr. Michael Eckhard: Einmal mehr wurde deutlich, wie essenziell es ist, die verschiedenen Disziplinen und Professionen in die Versorgung der DFS-Patient*innen frühzeitig einzubeziehen und die Behandlungsziele und -modalitäten zwischen den Behandelnden und orientiert am Patientenwohl abzustimmen. Das genau ist auch das Ziel der knapp 300 durch die AG Diabetischer Fuß der DDG zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen in Deutschland.

Wer sollte den Hut aufhaben?

Dr. Eckhard: Ein sogenannter „Koordinationsarzt DFS“ ist hier notwendig, ein „Kümmerer“. Meist sind das Diabetolog*innen, die sich in den Zentren mit großem Engagement für eine sehr gut strukturierte Behandlung einsetzen.

Bei der Tagung wurde auch das aktualisierte Fort- und Weiterbildungs-Curriculum für Fuß- und Wundassistenz DDG vorgestellt. Wie viele haben es schon absolviert?

Dr. Eckhard: Seit Beginn dieses Qualifizierungsprojekts konnten mehr als 3.900 Wundassistent*innen DDG weitergebildet werden. Das ist herausragend. Jetzt wurde dieses Curriculum modernisiert, um Module für Blended Learning ergänzt und noch spezifischer auf die Versorgung von Menschen mit DFS ausgerichtet (s. Kasten). Zudem haben wir die konsentierten Risikoklassen der PG31 zur Schuh- und Einlagenversorgung bei DFS und gleichzeitig als Verordnungshilfe als Begleitbogen verabschieden und veröffentlichen können. Nun sollen diese für eine indikationsbezogene, adäquate und wirtschaftliche Verordnung mit den Kostenträgern und dem Medizinischen Dienst als unterstützendes Instrument für eine transparente und nachvollziehbare Kommunikation vereinbart werden.

Diskutiert wurde auch die Krankenhausreform, die stationär etablierte Fußbehandlungszentren bedroht. Wie lässt sich das verhindern?

Dr. Eckhard: Krankenhausstrukturreform, Transparenzgesetz und der Katalog für ambulantes Operieren böten im Grunde die Chance, solche spezialisierten Zentren wie unsere zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen zu stärken und zu fördern. Grundlage dieser Spezialisierung ist eine über Disziplinen und Professionen hinweg strukturierte,  abgestimmte Zusammenarbeit. Solche gelebten Kooperationen müsste man durch Finanzierung der Vorhaltung von Expertise stärken. Doch es besteht große Gefahr, dass diese Spezialisierungen nicht hinreichend gewürdigt werden, manchen Zentren droht schlimmstenfalls das  „Aus“.

Durch neue Leistungsgruppen?

Dr. Eckhard: Ja. Die Reform sieht ein Eindampfen von bisher über 1.000 Diagnosen und Diagnosegruppen auf nur 60 Leistungsgruppen vor. Dabei sind fachärztliche Qualifikationen nach der ärztlichen Muster-Weiterbildung strukturgebend und bestimmen, wer künftig welche Leistungen erbringen und abrechnen darf. Es droht verkannt zu werden, dass sich Expertise – erst recht bei einem solch interdisziplinären Feld wie der Versorgung des DFS – nicht zwingend an Facharzt-Zertifikaten oder der Größe einer Klinik festmacht.
Entscheidend ist vor allem eine gelebte Kooperation auf Augenhöhe mit Spezialist*innen aller benötigten Disziplinen und Professionen. Solche funktionierenden spezialisierten Zentren bestehen häufig zwischen Abteilungen kleinerer Kliniken oder auf der Ebene von Fachkliniken. Diese sind aber bisher bei der Definition von Leistungsgruppen noch nicht oder zumindest nicht hinreichend berücksichtigt. Dies könnte schlimmstenfalls bedeuten, dass interdisziplinär ausgerichtete Zentren, die auf die DFS-Versorgung spezialisiert sind, ihre Leistung nicht mehr anbieten dürfen oder können, da kein Refinanzierungskonzept besteht – was nicht zu hoffen ist.

In diesem Jahr steht ein Jubiläum an: Die Zertifizierungen zur Sicherstellung einer Behandlungsqualität, die sich am wissenschaftlichen Stand orientiert, vergibt die AG Diabetischer Fuß der DDG seit nunmehr 20 Jahren. Was macht sie so erfolgreich und wo besteht weiter Handlungsbedarf?

Dr. Eckhard: Die Bedeutung der Implementierung zertifizierter Fußbehandlungseinrichtungen vor 20 Jahren kann man nicht hoch genug schätzen. Die Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität für die Versorgung eines Krankheitsbildes ist auch im internationalen Vergleich herausragend. Nationale und internationale Daten zeigen, dass sich die DFS-Behandlung durch eine rechtzeitige Zuweisung von DFS-Patient*innen an spezialisierte Zentren signifikant verbessern lässt. Das betrifft Abheilungsraten und -dauer, Rezidivraten und die Amputationshäufigkeit.
Leider ist diese Optimierung in der Versorgungsqualität wesentlich auf die intrinsische Motivation der Behandelnden zurückzuführen. In den meisten Regionen unseres föderalen Systems ist es nicht gelungen, diese Qualität durch gesundheitspolitische Rahmenbedingungen zu stärken, vor allem im stationären Bereich. Bisher kann nahezu jedes Krankenhaus die Leistungen zur Behandlung des DFS abrechnen – ob die interdisziplinäre und interprofessionelle Versorgungsqualität gegeben ist oder nicht. Das ist ein Missstand, der mit den anstehenden Reformen behoben und nicht etwa zementiert werden sollte.

Interview: Angela Monecke
zuerst veröffentlicht in Ausgabe 4/2024 der diabetes zeitung

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Der Diabetologe und Gefäßmediziner Dr. Jan Theil über die Bedeutung der Aufnahme der Therapie des DFS in strukturierte Behandlungsprogramme


19.04.2024 | Dr. Jan Theil ist Chefarzt am Klinikum Königin Elisabeth Herzberge in Berlin sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Diabetischer Fuß“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Im Video-Interview mit Krankenkasse AOK Nordost nennt der Diabetologe und Gefäßmediziner die Integration der Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) in die Disease-Management-Programme (DMP) für Diabetes mellitus als „ein Meilenstein“. Denn diese Neuerung, die seit gut zwei Jahren wirksam ist, markiere eine signifikante Verbesserung in der Versorgung von Menschen.

„Der Begriff ‚Diabetisches Fußsyndrom‘ beschreibt ein recht komplexes Krankheitsbild und eine schwerwiegende Folgeerkrankung von Diabetes“, erklärt Dr. Theil. Das Syndrom äußert sich primär durch Wunden am Fuß, die bei Diabetikern aufgrund längerer Heilungszeiten problematisch sind. Unbehandelte Wunden können gravierende Konsequenzen haben, inklusive Amputationen. „Bleiben diese Wunden unbehandelt oder werden nicht ausreichend behandelt, kann eine Amputation des Fußes oder sogar des gesamten Unterschenkels die Folge sein,“ warnt Dr. Theil. Dr. Theil über Risikofaktoren, Prävention und Behandlungsansätze des Diabetischen Fußsyndroms Dr. Theil identifiziert die diabetische Polyneuropathie (Schädigungen der Nerven) und Arteriosklerose (Gefäßschäden und -verschlüsse) als Hauptursachen für das DFS. „Menschen mit Polyneuropathie, haben zumeist eine veränderte Wahrnehmung. Das heißt, sie spüren keine Schmerzen, die eigentlich ein klassisches Warnsignal des Körpers sind“, erklärt er. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Symptome ist entscheidend, um schwere Verläufe wie Amputationen zu vermeiden. Die Behandlung des DFS ist komplex und beginnt mit der sorgfältigen Inspektion der Füße. „Zunächst müssen wir die Füße inspizieren“, sagt Dr. Theil, „das heißt, wir müssen schauen: Gibt es Fehlstellungen? Gibt es Orte, wo vermehrt Hornhaut entsteht?“ Nach der Inspektion folgen Durchblutungstests und bei Bedarf die Reinigung und medikamentöse Behandlung infizierter Wunden. Der Diabetologe betont auch die Notwendigkeit der Druckentlastung, die individuell angepasst wird. Dr. Theil über die Bedeutung der DMP und der Kommunikation zwischen Behandlern und Betroffenen Die Aufnahme des DFS in die Disease-Management-Programme (DMP) für Typ-1- und Typ-2-Diabetes ermöglicht es, strukturierte und umfassende Behandlungsansätze zu verfolgen. „Wir wissen eigentlich, dass die Prävention das Entscheidende ist, um schwere Verläufe zu verhindern oder abzumildern“, unterstreicht Dr. Theil. Die Programme bieten Ärzten die notwendigen Ressourcen und Zeit, um die erforderliche Diagnostik und Therapie durchzuführen und die Patienten umfassend aufzuklären. Eine effektive Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist für die Prävention von Amputationen kritisch. Dr. Theil erklärt: „Wenn ich dem Patienten sage: ‚Wenn die Wunde sich verschlechtert, dann kommen Sie bitte her‘, muss ich ihm erklären, was es bedeutet, wenn eine Wunde sich verschlechtert.“ Zusammenfassung Das Interview mit Dr. Theil beleuchtet die kritischen Aspekte der Behandlung und Prävention des Diabetischen Fußsyndroms. Durch die Integration in die DMP haben Ärzte bessere Möglichkeiten, frühzeitig einzugreifen und umfassende Betreuung zu leisten, was letztlich die Zahl der schweren Fälle und Amputationen reduzieren sollte. Dr. Theils Ausführungen machen deutlich, dass neben medizinischen Maßnahmen auch die Aufklärung und Schulung der Patienten sowie die strukturierte Vernetzung innerhalb des Gesundheitssystems unerlässlich sind. Das gesamte Interview mit Dr. Theil im Rahmen des Formats „Chronisch krank? | KRANKENKASSE backstage“ der Krankenkasse AOK Nordost ist in diesem Video zu sehen: Quelle: „Chronisch krank? | KRANKENKASSE backstage“ der Krankenkasse AOK Nordost nach oben

Eingewachsene Fußnägel professionell behandeln, Amputation verhindern!


17.11.2022  |  Schmerzhafte Entzündungen, schwere Infektionen, schlimmstenfalls Amputation: Schon ein eingewachsener Fußnagel kann bei Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom (DFS) schwerwiegende Folgen haben. Komplikationen und operative Eingriffe können durch die Behandlung mit Nagelkorrekturspangen jedoch häufig vermieden werden. Diese Therapie ist nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mittlerweile Kassenleistung.

Schlecht sitzende Schuhe, Fußfehlstellungen, falsche Schneidetechnik bei der Nagelbearbeitung oder genetische Veranlagungen sind meist die Ursachen für Komplikationen am Fußnagel. Mit Hilfe einer Nagelspangenbehandlung können Fehlstellungen bei eingewachsenen Fußnägeln korrigiert und ein künftiges Einwachsen verhindert werden. Eine solche Behandlung, die bislang ärztliche Leistung war, kann inzwischen auch von Podolog*innen (medizinische Fußpfleger*innen) zusätzlich übernommen werden.

Bei der Nagelspangenbehandlung fertigen Podolog*innen eine Korrekturspange an, die dem eingewachsenen Nagel individuell angepasst wird. Das Ziel: eine mechanische Druckentlastung. Der Nagel kann dann wieder in seiner natürlichen Form nachwachsen. „Mit dieser Behandlung verringert sich die Gefahr für einen Entzündungsprozess oder das weitere Einwachsen des Nagels in umliegendes Gewebe“, erklärt Elisabeth Dalick, Diabetesberaterin und Podologin aus Aachen. Ein möglicher Teufelskreis aus notwendiger Amputation und daraus folgenden Wundheilungskomplikationen kann gestoppt werden.

Hohe Amputationszahlen, zu wenig konservative Therapien

Zwei Drittel aller Amputationen der unteren Extremitäten erfolgen bei Diabetespatient*innen mit diabetischem Fußsyndrom. Konservative Therapiemöglichkeiten werden dabei immer noch zu wenig ausgeschöpft. Ein Grund, warum die Amputationszahlen in Deutschland weiterhin so hoch liegen. „Nicht zuletzt ist es für manche Patientinnen und Patienten auch eine finanzielle Hürde, manche Kosten für eine nicht-operative Behandlung selbst zu tragen, sofern sie nicht verordnungsfähig sind“, betont Dr. Sybille Wunderlich von der AG Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft begrüßt den G-BA-Beschluss deshalb ausdrücklich, der die Therapie mit Nagelkorrekturspangen zur Kassenleistung macht.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), ddg.info

Literatur:
Pressemitteilung des G-BA, 17.2.2022: g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1026
Pressemitteilung des G-BA, 20.2.2020: g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/844

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Weniger Behandlungen von Fußwunden, mehr Beinamputationen


08.11.2022  |  Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Versorgung von Diabetespatient*innen mit Fußproblemen ausgewirkt. Eine aktuelle Studie des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf (DDZ) zeigt mehr Beinamputationen im ersten Corona-Jahr.

Die Forschungsgruppe untersuchte Sterblichkeitsraten, Raten für allgemeine Krankenhausaufenthalte sowie für Klinikaufnahmen aufgrund von koronarer Herzkrankheit, akutem Herzinfarkt, Schlaganfall, diabetischem Fußsyndrom (DFS) und Beinamputationen bzw. Amputationen unterhalb des Fußknöchels bei Menschen mit und ohne Diabetes. Die beobachteten allgemeinen Krankenhausaufenthalte für das Jahr 2020 bei Diabetespatient*innen waren signifikant niedriger als vorhergesagt. Auffällig beim Thema „Diabetes und Fußerkrankungen“war eine deutliche Reduktion von Krankenhausaufenthalten wegen diabetischem Fußsyndrom. Im Gegensatz dazu lagen die stationären Aufnahmen aufgrund einer Beinamputation signifikant höher als vorhergesagt.

Deutschlandweite Studien erforderlich

„Dass es weniger Behandlungen wegen einer Fußwunde gab, aber vermehrte Beinamputationen, kann ein Indiz auf eine zu späte Inanspruchnahme medizinischer Versorgung sein“, so Prof. Dr. Andrea Icks, Düsseldorf. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Die Angst vor einer COVID-19-Infektion und die damit verbundene Vermeidung von Arztbesuchen oder Krankenhauseinweisungen, ein unzureichendes Diabetes-Selbstmanagement aufgrund von Demotivation oder auch soziale Distanzierung in Verbindung mit fehlender oder begrenzter medizinischer Unterstützung. Limitiert werden die gewonnenen Erkenntnisse allerdings dadurch, dass die Daten lediglich auf einer regionalen gesetzlichen Krankenkasse basieren. „Bundesweite vertiefende Studien in diesem Bereich sind unbedingt erforderlich“, fordert Andrea Icks.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), ddz.de

Literatur:
Hospitalisation rate and mortality among people with and without diabetes during the COVID-19 pandemic year 2020, European Journal of Epidemiology (2022) 37:587-590:  doi.org/10.1007/s10654-022-00865-6

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Thema „Amputation“ aus der Tabuecke holen!


03.11.2022  |  Welche Gedanken hegen Menschen mit diabetischen Fußsyndrom (DFS) in Bezug auf eine mögliche Beinamputation? Dänische Forscher haben sich mit dieser Fragestellung befasst und Patienten*innen mit DFS befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein frühzeitiger, aktiver Austausch über Beinamputation das Thema enttabuisieren kann.

Die Befragungsergebnisse erlauben erste Einblicke in die Gedankenwelt der Betroffenen und die Arzt-Patienten-Kommunikation beim Thema Amputation, auch wenn die Anzahl der Befragten sehr klein war: Fünf Patient*innen mit DFS im Alter zwischen 40 und 73 Jahren, darunter vier Männer, aus vier ambulanten Wundkliniken in Dänemark gaben die Interviews. Die ambulante Versorgung des diabetischen Fußsyndroms erfolgte bei ihnen bereits seit mindestens drei Monaten und maximal fünf Jahren. Die Teilnehmenden wussten auch schon im Vorfeld, dass Wundheilungsstörungen beim DFS zu einer Beinamputation führen können.

In den Interviews wurden aufkommende Gedanken in Bezug auf körperliche, geistige und soziale Veränderungen in Zusammenhang mit einer Beinamputation abgefragt. Auch wenn ein solcher Eingriff noch nicht anstand, zeigten sich Gedankenmuster besonders zu vier Themenbereichen:

  1. Unausgesprochene Gedanken: Reflexion über das Alleinsein mit der eigenen Gedankenwelt.
  2. Bedenken über mögliche Konsequenzen einer Beinamputation auf soziale Beziehungen: „Was denken dann die Leute über mich?“
  3. Bewältigungsstrategien: „Bleibe ich in so einer Situation emotional stark oder gelange ich in ein Jammertal?“
  4. Gedanken über körperliche Konsequenzen: „Grenzen und Chancen einer Beinamputation“

Die Ergebnisse der Interviews legen nahe, dass DFS-Patient*innen Amputationen häufig als Tabuthema empfinden und ein Gedankenaustausch darüber schwer fällt. Das gilt sowohl für Angehörige als auch für medizinisches Fachpersonal. Wurden die Patient*innen allerdings aktiv darauf angesprochen, ließen sich viele sonst eher unausgesprochene Themen in Bezug auf die Beinamputation erfassen. Es zeigte sich, dass Patient*innen mit DFS das Thema Beinamputation tabuisieren und möglicherweise aktiv Hilfe benötigen, um ihre Gedankenwelt zu artikulieren. Dies sollten medizinische Fachpersonal immer bedenken und den Dialog zum Thema aktiv fördern – auch wenn die Betroffenen nicht akut vor einer Amputation stünden, empfehlen die Studienautor*innen.

Bei Patient*innen mit DFS liegt das Risiko für eine Fuß- oder Beinamputation bei etwa 10 Prozent.

Quelle: aerzteblatt.de

Literatur:
International Journal of Qualitative Studies on Health and Well-being 2022; DOI: 10.1080/17482631.2021.2009202

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Podcasts

Folge 1: Mit Dr. med. Markus Menzen, Chefarzt des Diabeteszentrums am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, sprechen wir darüber, wie Fußprobleme bei Menschen mit Diabetes verhindert werden können.

Folge 2: Dr. Dirk Hochlenert ist am Abmulanten Zentrum für Diabetologie, Endoskopie und Wundheilung Köln tätig. Er erklärt, welche Vorgehensweisen und Strategien bei akuten Fußproblemen die richtigen sind.

Folge 3: Dr. Joachim KerskenChefarzt der Diabetologie am St. Marien-Krankenhaus Ahaus, setzt in dieser Folge den Fokus auf das Zweitmeinungsverfahren und erläutert, wie es funktioniert.