Aktuelles & Multimedia

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Aktuelles & Multimedia

Hier finden Sie Podcasts und künftig auch Videos mit Experten der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Darin geht es u.a. um die Vermeidung von Fußproblemen bei Diabetes, die richtige Strategie bei akuten Komplikationen und darum, wie Amputationen vermieden werden können. Auch alles Wichtige rund um das Zweitmeinungsverfahren wird hier beleuchtet. Außerdem erscheinen an dieser Stelle aktuelle Nachrichten rund um das diabetische Fußsyndrom und seine Behandlungsmöglichkeiten.

Hören und schauen Sie rein!

News

Der Diabetologe und Gefäßmediziner Dr. Jan Theil über die Bedeutung der Aufnahme der Therapie des DFS in strukturierte Behandlungsprogramme

19.04.2024

Dr. Jan Theil ist Chefarzt am Klinikum Königin Elisabeth Herzberge in Berlin sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Diabetischer Fuß“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Im Video-Interview mit Krankenkasse AOK Nordost nennt der Diabetologe und Gefäßmediziner die Integration der Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) in die Disease-Management-Programme (DMP) für Diabetes mellitus als „ein Meilenstein“. Denn diese Neuerung, die seit gut zwei Jahren wirksam ist, markiere eine signifikante Verbesserung in der Versorgung von Menschen.

„Der Begriff ‚Diabetisches Fußsyndrom‘ beschreibt ein recht komplexes Krankheitsbild und eine schwerwiegende Folgeerkrankung von Diabetes“, erklärt Dr. Theil. Das Syndrom äußert sich primär durch Wunden am Fuß, die bei Diabetikern aufgrund längerer Heilungszeiten problematisch sind. Unbehandelte Wunden können gravierende Konsequenzen haben, inklusive Amputationen. „Bleiben diese Wunden unbehandelt oder werden nicht ausreichend behandelt, kann eine Amputation des Fußes oder sogar des gesamten Unterschenkels die Folge sein,“ warnt Dr. Theil.

Dr. Theil über Risikofaktoren, Prävention und Behandlungsansätze des Diabetischen Fußsyndroms
Dr. Theil identifiziert die diabetische Polyneuropathie (Schädigungen der Nerven) und Arteriosklerose (Gefäßschäden und -verschlüsse) als Hauptursachen für das DFS. „Menschen mit Polyneuropathie, haben zumeist eine veränderte Wahrnehmung. Das heißt, sie spüren keine Schmerzen, die eigentlich ein klassisches Warnsignal des Körpers sind“, erklärt er. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Symptome ist entscheidend, um schwere Verläufe wie Amputationen zu vermeiden.

Die Behandlung des DFS ist komplex und beginnt mit der sorgfältigen Inspektion der Füße. „Zunächst müssen wir die Füße inspizieren“, sagt Dr. Theil, „das heißt, wir müssen schauen: Gibt es Fehlstellungen? Gibt es Orte, wo vermehrt Hornhaut entsteht?“ Nach der Inspektion folgen Durchblutungstests und bei Bedarf die Reinigung und medikamentöse Behandlung infizierter Wunden. Der Diabetologe betont auch die Notwendigkeit der Druckentlastung, die individuell angepasst wird.

Dr. Theil über die Bedeutung der DMP und der Kommunikation zwischen Behandlern und Betroffenen
Die Aufnahme des DFS in die Disease-Management-Programme (DMP) für Typ-1- und Typ-2-Diabetes ermöglicht es, strukturierte und umfassende Behandlungsansätze zu verfolgen. „Wir wissen eigentlich, dass die Prävention das Entscheidende ist, um schwere Verläufe zu verhindern oder abzumildern“, unterstreicht Dr. Theil. Die Programme bieten Ärzten die notwendigen Ressourcen und Zeit, um die erforderliche Diagnostik und Therapie durchzuführen und die Patienten umfassend aufzuklären.

Eine effektive Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist für die Prävention von Amputationen kritisch. Dr. Theil erklärt: „Wenn ich dem Patienten sage: ‚Wenn die Wunde sich verschlechtert, dann kommen Sie bitte her‘, muss ich ihm erklären, was es bedeutet, wenn eine Wunde sich verschlechtert.“

Zusammenfassung
Das Interview mit Dr. Theil beleuchtet die kritischen Aspekte der Behandlung und Prävention des Diabetischen Fußsyndroms. Durch die Integration in die DMP haben Ärzte bessere Möglichkeiten, frühzeitig einzugreifen und umfassende Betreuung zu leisten, was letztlich die Zahl der schweren Fälle und Amputationen reduzieren sollte. Dr. Theils Ausführungen machen deutlich, dass neben medizinischen Maßnahmen auch die Aufklärung und Schulung der Patienten sowie die strukturierte Vernetzung innerhalb des Gesundheitssystems unerlässlich sind. 


Das gesamte Interview mit Dr. Theil im Rahmen des Formats „Chronisch krank? | KRANKENKASSE backstage“ der Krankenkasse AOK Nordost ist in diesem Video zu sehen:

Quelle: „Chronisch krank? | KRANKENKASSE backstage“ der Krankenkasse AOK Nordost

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Eingewachsene Fußnägel professionell behandeln, Amputation verhindern!

17.11.2022

Schmerzhafte Entzündungen, schwere Infektionen, schlimmstenfalls Amputation: Schon ein eingewachsener Fußnagel kann bei Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom (DFS) schwerwiegende Folgen haben. Komplikationen und operative Eingriffe können durch die Behandlung mit Nagelkorrekturspangen jedoch häufig vermieden werden. Diese Therapie ist nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mittlerweile Kassenleistung.

Schlecht sitzende Schuhe, Fußfehlstellungen, falsche Schneidetechnik bei der Nagelbearbeitung oder genetische Veranlagungen sind meist die Ursachen für Komplikationen am Fußnagel. Mit Hilfe einer Nagelspangenbehandlung können Fehlstellungen bei eingewachsenen Fußnägeln korrigiert und ein künftiges Einwachsen verhindert werden. Eine solche Behandlung, die bislang ärztliche Leistung war, kann inzwischen auch von Podolog*innen (medizinische Fußpfleger*innen) zusätzlich übernommen werden.

Bei der Nagelspangenbehandlung fertigen Podolog*innen eine Korrekturspange an, die dem eingewachsenen Nagel individuell angepasst wird. Das Ziel: eine mechanische Druckentlastung. Der Nagel kann dann wieder in seiner natürlichen Form nachwachsen. „Mit dieser Behandlung verringert sich die Gefahr für einen Entzündungsprozess oder das weitere Einwachsen des Nagels in umliegendes Gewebe“, erklärt Elisabeth Dalick, Diabetesberaterin und Podologin aus Aachen. Ein möglicher Teufelskreis aus notwendiger Amputation und daraus folgenden Wundheilungskomplikationen kann gestoppt werden.

Hohe Amputationszahlen, zu wenig konservative Therapien

Zwei Drittel aller Amputationen der unteren Extremitäten erfolgen bei Diabetespatient*innen mit diabetischem Fußsyndrom. Konservative Therapiemöglichkeiten werden dabei immer noch zu wenig ausgeschöpft. Ein Grund, warum die Amputationszahlen in Deutschland weiterhin so hoch liegen. „Nicht zuletzt ist es für manche Patientinnen und Patienten auch eine finanzielle Hürde, manche Kosten für eine nicht-operative Behandlung selbst zu tragen, sofern sie nicht verordnungsfähig sind“, betont Dr. Sybille Wunderlich von der AG Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft begrüßt den G-BA-Beschluss deshalb ausdrücklich, der die Therapie mit Nagelkorrekturspangen zur Kassenleistung macht.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), ddg.info

Literatur:
Pressemitteilung des G-BA, 17.2.2022: g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1026
Pressemitteilung des G-BA, 20.2.2020: g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/844

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Weniger Behandlungen von Fußwunden, mehr Beinamputationen

08.11.2022

Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Versorgung von Diabetespatient*innen mit Fußproblemen ausgewirkt. Eine aktuelle Studie des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf (DDZ) zeigt mehr Beinamputationen im ersten Corona-Jahr.

Die Forschungsgruppe untersuchte Sterblichkeitsraten, Raten für allgemeine Krankenhausaufenthalte sowie für Klinikaufnahmen aufgrund von koronarer Herzkrankheit, akutem Herzinfarkt, Schlaganfall, diabetischem Fußsyndrom (DFS) und Beinamputationen bzw. Amputationen unterhalb des Fußknöchels bei Menschen mit und ohne Diabetes. Die beobachteten allgemeinen Krankenhausaufenthalte für das Jahr 2020 bei Diabetespatient*innen waren signifikant niedriger als vorhergesagt. Auffällig beim Thema „Diabetes und Fußerkrankungen“war eine deutliche Reduktion von Krankenhausaufenthalten wegen diabetischem Fußsyndrom. Im Gegensatz dazu lagen die stationären Aufnahmen aufgrund einer Beinamputation signifikant höher als vorhergesagt.

Deutschlandweite Studien erforderlich

„Dass es weniger Behandlungen wegen einer Fußwunde gab, aber vermehrte Beinamputationen, kann ein Indiz auf eine zu späte Inanspruchnahme medizinischer Versorgung sein“, so Prof. Dr. Andrea Icks, Düsseldorf. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Die Angst vor einer COVID-19-Infektion und die damit verbundene Vermeidung von Arztbesuchen oder Krankenhauseinweisungen, ein unzureichendes Diabetes-Selbstmanagement aufgrund von Demotivation oder auch soziale Distanzierung in Verbindung mit fehlender oder begrenzter medizinischer Unterstützung. Limitiert werden die gewonnenen Erkenntnisse allerdings dadurch, dass die Daten lediglich auf einer regionalen gesetzlichen Krankenkasse basieren. „Bundesweite vertiefende Studien in diesem Bereich sind unbedingt erforderlich“, fordert Andrea Icks.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), ddz.de

Literatur:
Hospitalisation rate and mortality among people with and without diabetes during the COVID-19 pandemic year 2020, European Journal of Epidemiology (2022) 37:587-590:  doi.org/10.1007/s10654-022-00865-6

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Thema „Amputation“ aus der Tabuecke holen!

03.11.2022

Welche Gedanken hegen Menschen mit diabetischen Fußsyndrom (DFS) in Bezug auf eine mögliche Beinamputation? Dänische Forscher haben sich mit dieser Fragestellung befasst und Patienten*innen mit DFS befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein frühzeitiger, aktiver Austausch über Beinamputation das Thema enttabuisieren kann.

Die Befragungsergebnisse erlauben erste Einblicke in die Gedankenwelt der Betroffenen und die Arzt-Patienten-Kommunikation beim Thema Amputation, auch wenn die Anzahl der Befragten sehr klein war: Fünf Patient*innen mit DFS im Alter zwischen 40 und 73 Jahren, darunter vier Männer, aus vier ambulanten Wundkliniken in Dänemark gaben die Interviews. Die ambulante Versorgung des diabetischen Fußsyndroms erfolgte bei ihnen bereits seit mindestens drei Monaten und maximal fünf Jahren. Die Teilnehmenden wussten auch schon im Vorfeld, dass Wundheilungsstörungen beim DFS zu einer Beinamputation führen können.

In den Interviews wurden aufkommende Gedanken in Bezug auf körperliche, geistige und soziale Veränderungen in Zusammenhang mit einer Beinamputation abgefragt. Auch wenn ein solcher Eingriff noch nicht anstand, zeigten sich Gedankenmuster besonders zu vier Themenbereichen:

  1. Unausgesprochene Gedanken: Reflexion über das Alleinsein mit der eigenen Gedankenwelt.
  2. Bedenken über mögliche Konsequenzen einer Beinamputation auf soziale Beziehungen: „Was denken dann die Leute über mich?“
  3. Bewältigungsstrategien: „Bleibe ich in so einer Situation emotional stark oder gelange ich in ein Jammertal?“
  4. Gedanken über körperliche Konsequenzen: „Grenzen und Chancen einer Beinamputation“

Die Ergebnisse der Interviews legen nahe, dass DFS-Patient*innen Amputationen häufig als Tabuthema empfinden und ein Gedankenaustausch darüber schwer fällt. Das gilt sowohl für Angehörige als auch für medizinisches Fachpersonal. Wurden die Patient*innen allerdings aktiv darauf angesprochen, ließen sich viele sonst eher unausgesprochene Themen in Bezug auf die Beinamputation erfassen. Es zeigte sich, dass Patient*innen mit DFS das Thema Beinamputation tabuisieren und möglicherweise aktiv Hilfe benötigen, um ihre Gedankenwelt zu artikulieren. Dies sollten medizinische Fachpersonal immer bedenken und den Dialog zum Thema aktiv fördern – auch wenn die Betroffenen nicht akut vor einer Amputation stünden, empfehlen die Studienautor*innen.

Bei Patient*innen mit DFS liegt das Risiko für eine Fuß- oder Beinamputation bei etwa 10 Prozent.

Quelle: aerzteblatt.de

Literatur:
International Journal of Qualitative Studies on Health and Well-being 2022; DOI: 10.1080/17482631.2021.2009202

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Podcasts

Folge 1: Mit Dr. med. Markus Menzen, Chefarzt des Diabeteszentrums am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, sprechen wir darüber, wie Fußprobleme bei Menschen mit Diabetes verhindert werden können.

Folge 2: Dr. Dirk Hochlenert ist am Abmulanten Zentrum für Diabetologie, Endoskopie und Wundheilung Köln tätig. Er erklärt, welche Vorgehensweisen und Strategien bei akuten Fußproblemen die richtigen sind.

Folge 3: Dr. Joachim KerskenChefarzt der Diabetologie am St. Marien-Krankenhaus Ahaus, setzt in dieser Folge den Fokus auf das Zweitmeinungsverfahren und erläutert, wie es funktioniert.